29 June 2022

Das große Abenteuer: Fliegen & Zelten in den USA mit T1D

Nun kann das Abenteuer nach langer Vorbereitung – wegen Diabetes usw. – endlich beginnen. Nicht zu vergessen auch die Freude über den erforderlichen negativen Coronatest! Dann war es soweit! Natürlich macht eine zweiundzwanzigstündige Reise nie viel Spaß. Wenn man sich Sorgen macht, dass die Taschen unterwegs an einem von vier Flughäfen verloren gehen, ist das auch nicht hilfreich. Die Taschen in einem dieser Flughäfen selbst tragen zu müssen (und irgendwie durch den Zoll zu bekommen) erhöht den ohnehin schon vorhandenen Stress. Hinzu kommen die obligatorischen Fragen, das Gepäck wird durchsucht, es muss sichergestellt werden, dass Blutzuckermessgerät und Insulinpumpe kein Bombenmaterial sind – diese zweiundzwanzig Stunden sind wahrlich kein Zuckerschlecken. Doch die stundenlange Aufregung und der Stress sind vergessen, wenn man schließlich am Ziel ankommt.

Mir entfuhr ein lauter Seufzer der Erleichterung, als wir schließlich in Los Angeles waren. Da ich mir immer Sorgen mache, hatte ich insgeheim schon befürchtet, dass ich in ein paar Tagen oder Wochen nach LA zurückkehren müsste, um unser verspätetes oder verlorenes Gepäck abzuholen. Außerdem hatte ich befürchtet, aus verschiedenen Gründen vom Zoll aufgehalten zu werden, unter anderem wegen der verschiedenen Materialien, die ich für meine Insulinpumpe brauche und die in den USA nicht erhältlich sind. Letztendlich war es viel Aufregung um nichts. Nachdem wir die erste Nacht in LA geschlafen und unser Wohnmobil abgeholt hatten, begann die zweite Herausforderung: Zelten mit Typ 1 Diabetes! Für mich war es das erste Mal.

Ich gebe freimütig zu: Ja, ich stehe auf Luxus. Ein Bett, ein eigenes Badezimmer, warme, kuschelige Decken – all das liebe ich. Aber als ich jünger war, habe ich jeden Sommer gezeltet, sodass ich einigermaßen darauf vorbereitet war. Und schließlich haben wir ein Wohnmobil gemietet, anstatt alle zwei Tage auf irgendeinem Zeltplatz irgendwo im Wald ein Zelt aufzuschlagen. Worauf ich nicht vorbereitet war, hatte größtenteils mit Diabetes zu tun… Soll ich mal ein paar Dinge aufzählen?

  • Ich konnte in diesen riesigen Supermärkten keine Glukosetabletten finden.
  • Die Batterien für meine Pumpe entleerten sich VIEL schneller als normal, weil mein Händler mir andere Batterien als sonst geschickt hatte.
  • Ich konnte keine kleinen Packungen meiner bevorzugten Hypo-Snacks finden, Skittles zum Beispiel. Oder überhaupt kleine Packungen, die in meine Hiking-Tasche passen, die ich neben den Sitz im Wohnmobil legen kann usw.
  • Die Temperatur unseres Mini-Kühlschranks im Wohnmobil unterlag starken Schwankungen. Ich hatte keine Ahnung, was die richtige Temperatur war, aber anscheinend ging alles gut.
  • Die Eiseskälte, die alles im Wohnmobil (auch die Insulinampulle, die nicht im Kühlschrank lag) kühlte. War es zu kalt? Ich hoffe nicht.
  • Es war schwer, einen Ort zu finden, an dem ich Glukose/zuckerhaltige Nahrung für die Nacht aufbewahren konnte, wenn der Insulinspiegel niedrig ist. Es klingt nebensächlich, aber gerade da, wo Bären leben und wo man keine Lebensmittel außerhalb der vor Bären gesicherten Box (die sich außen am Wohnmobil befindet) aufbewahren darf, ist es ein Riesenproblem, wenn man keine Glukose griffbereit hat, sondern sie suchen muss, während man einen Zuckerschock hat; ein genauso großes Problem ist es, wenn man alle Warnungen in den Wind schlägt und die Sachen in der Nähe aufbewahrt, obwohl jederzeit ein Bär auftauchen könnte.

Dann kommen noch Insulinresistenz, eventuell durch den Jetlag, andere Lebensmittel und mehr Kohlenhydrate als sonst hinzu, weil ich länger war als sonst. Außerdem dauerte es sicher eine Woche, bis ich mich physisch und psychisch angepasst hatte. Anschließend konnte ich das meiste selbst herausfinden oder damit leben – obwohl ich immer noch keine Glukosetabletten gefunden habe.

Insgesamt haben wir mehr als vier Wochen in verschiedenen Nationalparks in Kalifornien, Utah und Arizona gezeltet. Diabetes hat all das zwar nicht einfacher gemacht, aber auch nicht viel schwerer. Gut für mich! Insbesondere weil wir uns dazu entschieden haben, noch einen weiteren Monat zu zelten… Doch dazu berichte ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr!

Über Veerle

Mein Name ist Veerle. Ich gönne mir gerade eine Auszeit von meiner Tätigkeit als Marketer im Gesundheitswesen, um zu reisen, zu entspannen und die Welt zu erkunden. Derzeit bin ich in den USA, wo viele Wanderungen, Bücher und Ausschlafen auf dem Programm stehen. Schrittweise planen wir auch die nächste Etappe unserer Reise, die uns hoffentlich nach Kanada führen wird. Der Diabetes begleitet meinen Partner und mich auf Schritt und Tritt. Für Kaleido berichte ich davon, wie sich dieser ungewollte Reisebegleiter in den nächsten Monaten benimmt.