Wenn ich an Dinge denke, die mich glücklich machen, fällt mir nicht sofort meine chronische Krankheit ein. Freunde und Familie? Auf jeden Fall. Wein und Käse? Natürlich. Sonnenuntergänge und Frühling und frisch gewaschene Bettwäsche… aber nicht so sehr mein Typ-1-Diabetes, mit dem ich seit 22 Jahren lebe. Er kann ermüdend, unerbittlich und frustrierend sein, und es gibt keinen Aus-Schalter.
Aber am Internationalen Tag des Glücks wollte ich versuchen, ein positiveres Licht auf das Lebens mit Diabetes zu werfen und versuchen, das zu sehen, was er mir gibt – obwohl er wie ein unwillkommener Gast in meinem Leben auftaucht, auf dem Sofa Platz nimmt, sich in meinem Kopf festsetzt, sich an meinem Kühlschrank bedient, in mein Tagebuch kriecht und sich weigert, zu gehen!
Ich behaupte nicht einen Moment lang, dass Diabetes eine Krankheit ist, mit der man leicht leben kann. Aber im Laufe der Jahre und mit der Einsicht, dass mein Typ-1-Diabetes in absehbarer Zeit nirgendwo hingeht, kann ich ihm ein paar positive Dinge abgewinnen. Diese Perspektive spielt eine große Rolle für meine Fähigkeit, mit meinem Diabetes umzugehen, ohne dass er mich überfordert. Deshalb versuche ich, mir klar zu machen, dass die Situation zwar schwierig, aber nicht immer unerträglich ist. Über den Diabetes habe ich keine Kontrolle, aber über meine Sichtweise und darüber, welchen Einfluss er auf mein Leben hat, schon.
Gäbe es ein Heilmittel für Typ-1-Diabetes, würde ich keine Sekunde zögern, es zu nehmen, aber ich glaube nicht, dass ich die Jahre, die ich mit Typ-1-Diabetes gelebt habe, missen wollen würde. Als ich im Alter von acht Jahren die Diagnose bekam, machten meine Familie und ich ganz normal weiter, weil wir es nicht besser wussten. Also ging ich – zunächst zögerlich – weiter zu all meinen außerschulischen Aktivitäten, überachtete bei Freunden und nahm anTanzwettbewerben teil, genauso wie vorher, obwohl es nun viel mehr zu bedenken gab – z. B. Vorräte und Snacks! Das hat mir definitiv das Gefühl gegeben, mich nicht von meinem Diabetes zurückhalten zu lassen, und ich war mein ganzes Leben lang trotz meines Diabetes so aktiv, weil ich nie gelernt habe, mich davor zu fürchten, und dafür bin ich meinen Eltern dankbar. Ob Geschäftsreisen oder Festivals, Reisen oder Trainieren für Halbmarathons oder auch Stress oder traumatische Erlebnisse – Diabetes gibt mir Lebensfreude und die Motivation, so viel wie möglich zu erleben.
Diabetes hat mich zweifellos auch zu einem mitfühlenderen Menschen gemacht, was für mich einer der positivsten Aspekte des Lebens mit dieser Krankheit ist. Ich weiß, über wie viel ich persönlich jeden Tag nachdenken muss, nur um mich am Leben zu halten, und ein Fremder, den ich auf der Straße treffe, hat absolut keine Ahnung davon. Es gibt so viele verschiedene, komplizierte und lebensverändernde Krankheiten und Probleme da draußen, mit denen Menschen in aller Stille umgehen, und Diabetes hat mir geholfen zu verstehen, dass man einfach nicht weiß, was andere durchmachen – und wie ein einfacher Akt der Freundlichkeit den Tag, die Woche oder den Monat eines Menschen verschönern kann. Diabetes hat mich gelehrt, die richtigen Prioritäten zu setzen – und mir gezeigt, was wichtig ist, was zählt und was nicht. Ich kann es mir nicht leisten, mich wegen allem aufzuregen, weil meine Gesundheit darunter leiden würde, und das hat mir geholfen, Grenzen zu setzen und die einfachen Dinge im Leben zu schätzen.
Diabetes hat mir gezeigt, was es bedeutet, Menschen zu helfen und zu unterstützen. Ich habe vor fast 10 Jahren angefangen, über Typ 1 zu bloggen, um mehr Verantwortung für meine Gesundheit zu übernehmen. Deine Geschichte zu erzählen, kann dich verletzlich machen, aber kann dir auch so viel Kraft geben. Ich hätte nie gedacht, dass ich Jahre später voller Freude sagen würde, dass ich Menschen mit Diabetes geholfen habe, sich weniger allein zu fühlen. Tatsächlich ist es für mich immer noch unglaublich, dass das, was ich zu sagen habe, bei anderen so viel Resonanz findet. Das ist das Kostbarste, Zauberhafteste, Wunderbarste, was der Diabetes hervorgebracht hat, und das werde ich immer in Ehren halten.
Mein Typ-1-Diabetes hat mir auch viele Möglichkeiten eröffnet. Ich arbeite in den digitalen Medien, und das Bloggen, Schreiben und Sprechen über Diabetes hat mir definitiv geholfen, tolle Jobs zu bekommen. Ich habe schon oft vor einer Gruppe von Menschen gesprochen, was mir zunächst Angst gemacht hat, und so hat mir Diabetes auch geholfen, meine Ängste zu überwinden und Dinge zu tun, die ich sonst vielleicht nie getan hätte.
Diabetes hat meine Planungsfähigkeiten verbessert, und wenn mich jemand schusselig oder unkonzentriert nennt, ärgere ich mich, weil mir so viel auf einmal durch den Kopf geht. Wie viel Insulin habe ich dabei? Wie wahrscheinlich ist es, dass ich mich heute körperlich betätige? Habe ich gestern Sport gemacht? Habe ich irgendeine Form von Zucker in meiner Tasche? Ist es wahrscheinlich, dass ich bei dieser Zugfahrt unterzuckere? Brauche ich vor dem Verlassen des Büros mein Insulin oder erst, wenn ich im Sandwichladen bin? Wenn ich mich zurückziehe und über all das nachdenke, fühle ich mich wie eine Superheldin, weil ich einfach jeden Tag überstehe – was ziemlich cool ist!
Es hat mir im Laufe der Zeit auch gezeigt, wie hart mein Körper arbeitet, um mich am Leben zu halten, damit ich Dinge wie Liebe, Lachen und Glück erleben kann. Der Verlust von nur wenigen kleinen Beta-Zellen bedeutet für Menschen mit Typ-1-Diabetes einen enormen Arbeitsaufwand. Es ist also wirklich ziemlich erstaunlich, wenn man darüber nachdenkt, was der Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt tut, um dich am Leben zu halten. Es hat mich dazu gebracht, meinen Körper und die Tatsache zu respektieren, dass ich nicht alles tun kann und dass es mir genauso viel Freude bereitet, Nein zu etwas sagen, wie Ja zu sagen.
Das diesjährige Thema des Internationalen Tags des Glücks lautet „Happier Together“, und das könnte für die Diabetes-Community, die eine unglaubliche Quelle der Unterstützung und Information ist, nicht passender sein. Diabetes kann eine einsame Sache sein, mit der man leben muss. Obwohl Freunde und Familie einen wunderbar unterstützen, können sie nie genau wissen, wie sich eine Hypo anfühlt oder wie schlecht es einem nach einem anstrengenden Diabetes-Tag geht. Hunderte von Menschen zu jeder Tageszeit an meiner Seite zu haben, die mir Geschichten über diese seltsame und komplexe Krankheit erzählen, ist ein großer Trost – bei den Herausforderungen, aber auch bei dem gemeinsamen Verständnis, wie bizarr das alles ist. Für einen Arzt in winzige Reagenzgläser pinkeln zu müssen, sich selbst mehrmals am Tag ins Bein stechen zu müssen und zu wissen, dass ein Gummibärchen dein Leben retten könnte – nur ein anderer Mensch mit Diabetes kann das verstehen, während wir allein, aber doch gemeinsam, mit Typ 1 durchs Leben schreiten.
Ja, Diabetes kann eine Herausforderung sein, und an manchen Tagen sieht man das Positive weniger als an anderen, aber ich bin bereit zu akzeptieren, dass mein Diabetes ein dauerhafter Bestandteil von mir und meinem Leben ist. Darüber bin ich glücklich.
Über Jen
Jen Grieves ist Schriftstellerin und Digitalproduzentin aus London und bloggt über Typ-1-Diabetes. Sie lebt seit 22 Jahren mit Diabetes, und ihren Blog findet ihr unter missjengrieves.com.